Vom Handwerk im Hinterland. Über Innungen, Zünfte, die Walz und die Kreishandwerkerschaft

Pfarrerin Katharina Stähler spricht mit Menschen aus der Region, die etwas zu sagen haben.

Schon mal dran gedacht? PodCast am 26. Mai 2021


Über Innungen, Zünfte, die Walz und die Kreishandwerkerschaft:

Vom Handwerk im Hinterland



Ein Leben ohne Friseure, Kfz-Mechaniker und Bäcker, Dachdecker und
Klempner? Undenkbar. Das Handwerk ist unverzichtbar – aber der Nachwuchs
fehlt! Auch in unserer ländlichen Region?

Pfarrerin Katharina Stähler spricht mit Frank Interthal. Der
Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Biedenkopf erzählt von deren
Aufgaben, von den Aufstiegschancen im Handwerk und von der Walz, auf die
immer noch manche gehen. Und vom Glaube.

Kreishandwerkerschaft? Was sind deren Aufgaben und welche die des
Geschäftsführers? Vom Handwerk ist dieser Tage viel zu hören und zu
lesen, aber einen Blick hinter die Kulissen bekommt kaum einer von
denen, die zum Friseur und zum Bäcker gehen oder auf den Dachdecker oder
Klempner warten.

Frank Interthal zitiert aus der Handwerksordnung, die die Aufgaben
der Kreishandwerkerschaften und der Handwerkskammer regelt.

Mit fast einer Million Betrieben stelle das Handwerk einen
wesentlichen Teil des Mittelstands dar und sei gerade für ländliche
Regionen wichtig, weß Katharina Stähler und zitiert Frank Interthal aus
einem Zeitungsausschnitt aus dem Jahr 2017:

„Den nötigen Nachwuchs an Fachkräften zu finden, ist das Thema der
nächsten Jahre und Jahrzehnte. Leider werden in Deutschland zu viele
Akademiker ausgebildet und es wird nicht ausreichend gesehen, dass sich
auch in den Handwerksberufen viele Aufstiegschancen bieten.“ Woran das
wohl liege, fragt sie Frank Interthal. Er meint: „Wir müssen Eltern und
ihren Kindern besser vermitteln, dass im Handwerk Chancen bestehen,
angefangen mit der Ausbildung, der Gesellenprüfung, danach die
Meisterprüfung, die in Deutschland und Europa ein Garant für Qualität
ist. Mit der Meisterprüfung steht den jungen Menschen alles offen.“

Er erzählt, dass es noch immer Handwerker gebe, die auf die Walz
gehen. „Wenn sie bei uns vorbeischauen, weil sie wissen, dass sie hier
eine Wegzehrung monetärer Art bekommen, dann gehe ich immer vorne hin
und lasse mir erzählen, woher sie kommen und wohin sie wollen. Das ist
schon immer interessant. Zum Beispiel kommen sie aus Südafrika und
wollen nach Norwegen.“

Sie habe gelesen, dass im Corona-Jahr 2020 in Deutschland so wenige
Menschen ihre Ausbildung begonnen hätten wie noch nie, meint Katharina
Stähler: Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge seien im
Handwerk zum Beispiel um 6,6 Prozent eingebrochen. Ob das auch für das
Handwerk im Hinterland gelte, fragt sie den Geschäftsführer der
Kreishandwerkerschaft. „Zum Glück nicht!“ antwortet Frank Interthal. Im
vergangenen Jahr habe das Handwerk im Hinterland ebenso viele junge
Menschen als Auszubildende eingestellt werden können wie im Jahr zuvor.
Er zweifle allerdings, dass das so bleiben werde; schon vor dem
Hintergrund der demographischen Prognosen sei das eher unwahrscheinlich.

Auf die Frage, ob es ein Erlebnis in seiner Tätigkeit als
Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Biedenkopf gebe, das ihm
besonders im Gedächtnis geblieben sei, erzählt Frank Interthal von
Innungsfahrten und Bratpartien. Und muss dann Katharina Stähler gleich
den Unterschied zwischen Innung und Zunft erklären.

Zum Schluss wird Frank Interthal gefragt, ob er Parallelen sehe in
der Ausübung eines Handwerkes und dem Engagement für die Kirche. Der
ehemalige Kirchenvorsteher seiner Kirchengemeinde antwortet, dass der
Alltag eines selbstständigen Handwerkers stark von seiner Arbeit geprägt
sei. Denn der Beruf sei ja manchmal auch Berufung. Genauso könne das
Engagement für die Kirche Berufung sein. „Wichtiger ist aber aus
meiner Sicht der Glaube an den auferstandenen Herrn, den alle Christen
auf der Welt teilen und damit auch die gläubigen Handwerker“, sagt er.
Deshalb wolle er gerne zum Schluss noch einen Vers aus der Bibel
zitieren, weil Ostern auch dieses Jahr in den Kirchengemeinden nur
beschränkt gefeiert werden konnte, meint Frank Interthal und liest aus
der Bibel, Johannes 3,16: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er
seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht
verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“

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